Die Katalanen mögen Feierlichkeiten mit Feuer. Das steht auch in der alljährlichen Nacht des Sant Joan im Mittelpunkt

La Revetlla (die nächtliche Feier) de Sant Joan ist im Volksmund auch als Nacht des Feuers bzw. Nacht der Zauberinnen bekannt. Gefeiert wird das Ganze in der Nacht vom 23. auf den 24.Juni, also 2 Tage nach der Sommersonnenwende. Tradition ist es aber nicht nur in der autonomen Gemeinschaft Katalonien, sondern in weitestgehend allen katalanisch-sprachigen Gebieten.

Es sind Feierlichkeiten, die keinerlei religiösen Hintergrund haben. In deren Mittelpunkt steht zweifellos das Feuer, wie man es an vielen Orten erleben kann. Vergleichbar ist dieses Ritual am ehesten mit den aus Deutschland bekannten Osterfeuern.

Öffentliches Lagerfeuer zu Sant Joan.(Foto: R.Monge)

Geschichte

Zurück reicht diese Tradition bis zu Zeiten, die noch weit vor der Einführung des Christentums liegen.

Überlieferungen erzählen von einem Brauch, in jener Nacht in jeder Ecke seines Hauses ein Feuer zu entzünden, um es vor „ungebetenen Gästen“ zu beschützen. Wobei es sich dabei wohlgemerkt nicht um menschliche Wesen handelte. Mit der Zeit wurden die Orte und Gemeinden immer grösser und wurden teilweise zu Städten. Die Feuer wurden dann vielerorts verboten, zumindest in Häusern, die sich innerhalb der Stadtmauern befanden. Damit sollte die Gefahr von Bränden verhindert werden.

In der Nacht des Sant Joan werden zwar in vielen Orten offizielle Feuer veranstaltet, doch es gibt keinen zentralen Festakt. Vielmehr begegnet man in dieser Nacht auf Straßen, Plätzen und Stränden einzelne Veranstaltungen mit Lagerfeuern. Man trifft sich in Familie oder in Gruppen von Freunden und/ oder Nachbarn, um an diesen Feiern gemeinsam teilzunehmen.

Feuerwerk in der Nacht des Sant Joan in Barcelona (Foto: BarcelonAlemany.com)

Begleitet werden diese meist von verschiedensten Aktivitäten wie gemeinsame Abendessen (sopars populars), Musik und Tanz. Seit dem 12. Jahrhundert gehört auch Pyrotechnik aller Art zu den Feierlichkeiten. So entstand mit der Zeit ein reger Handel in Katalonien, der sich auf den Verkauf von Feuerwerksprodukten spezialisiert hat. Während der Tage vor den Feierlichkeiten stehen überall unzählige Buden, die Wunderkerze und Böller, Tischfeuerwerk und Raketen anbieten.


Traditionen in Katalonien


Das Feuer und vor Allem die lauten Böller dienen dazu (ähnlich wie zum Beispiel an Silvester in Deutschland), die bösen Geister vertreiben. 

Speis und Trank

Cava und verschiedene Coques de Sant Joan (Foto: BarcelonAlemany.com)

Bei all den Feiern und Aktivitäten darf natürlich zum Einen der Cava nicht fehlen. Doch ebenfalls wird besonderer Wert auf ein spezielles Gebäck gelegt – die Coca de Sant Joan. Dabei handelt es sich um eine der wohl traditionellsten Speisen Kataloniens.

Wie so oft, lässt sich ja beim Geschmack bekanntlich streiten. So kann die Coca de Sant Joan aus ganz verschiedensten Zutaten bestehen. Einige lieben sie mit Marzipan oder Sahne, andere bevorzugen sie kandiert mit Pinienkernen, Schmalz oder verziert mit Konfitüre.

In vergangen Zeiten wurde dieses Gebäck an alle Gäste eines öffentlichen (Lager-)Feuers verteilt. Heutzutage hat sich das Ganze natürlich ein wenig kommerzialisiert und man bekommt die Coca de Sant Joan in jeder Panaderia und im Supermarkt zu kaufen.


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