Gelbfieber-Epidemie vor 200 Jahren

In diesem August wiederholt sich die Geschichte. Die Gelbfieber-Epidemie vor 200 Jahren zwang die damalige Stadtverwaltung eine Ausgangssperre zu verhängen.

Wir leben in einer Zeit der Pandemie, einer Pandemie, die bereits anderthalb Jahren dauert und nie zu enden scheint. Es ist nicht die Erste in der Geschichte und wird wohl auch nicht die Letzte sein. Pest, Typhus, Cholera und Tuberkulose haben Barcelona in der Vergangenheit bereits heimgesucht. All das war aber in Zeiten in den viel niedrigere Hygiene- und Gesundheitsstandards existierten, als es sie heute gibt. Die Gelbfieber-Epidemie vor 200 Jahren kostete nach Schätzungen einem Fünftel der gesamten Stadtbevölkerung das Leben. 

Schon ein Jahr zuvor brach die Krankheit auf Mallorca aus. Der Ausbruch in Barcelona im August 1821, der bis Dezember andauerte, begann offenbar mit der Ankunft zweier Schiffe aus Kuba. Auf denen waren bereits einige Besatzungsmitglieder Gelbfieber betroffen

Gelbfieber-Epidemie in Barcelona 1821
Darstellung der Gelbfieber-Epidemie in Barcelona 1821 (Arxiu Històric de Barcelona)

Wie der Kapitän des Schiffes später mitteilte, habe es während der Überfahrt bereits einige Todesopfer gegeben. Als sie im Hafen ankamen, infizierten sich zuerst die Einwohner von Barceloneta, damals eine der ärmsten Gegenden Barcelonas. Daraufhin breitete sich die Krankheit in der ganzen Stadt aus, was die Behörden zwang, Maßnahmen ergreifen, um sie zu stoppen.

Absperrung von Barceloneta

Anfangs kamen Zweifel auf, woher das Fieber kam und wie die Krankheit übertragen wurde. Einige glaubten, sie sei ansteckend und wären dringende Maßnahmen erforderlich. Sie wurden allerdings von Vielen auch als Panikmacher bezeichnet und die Krankheit sofort als unter Kontrolle betrachtet. Sie war jedoch alles andere als harmlos. Ende des Monats wurde der Stadtteil Barceloneta abgeriegelt und die Ein- und Ausfahrt von Schiffen aus dem Hafen verboten. Das Kriegsschiff Virgen de la Cinta, welches die Krankheit an Bord hatte, segelte jedoch nach Tortosa. Auf diese Weise brach die Krankheit dort ebenfalls und proportional sogar noch schlimmer aus als in Barcelona. 

Die Epidemie war umfangreicher als zunächst angenommen, worauf die Stadt geschlossen wurde, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Fabriken, Werkstätten und Geschäfte hörten auf zu arbeiten und auch der Hafenbetrieb wurde eingestellt. Die wohlhabendere Bevölkerungsschicht und Angestellte der Stadt flohen aus Angst vor einer Ansteckung aus Barcelona. Zur schlimmsten Zeit starben täglich mehrere hunderte Menschen, wie die ‚The Times‘ am 26. September 1821 schrieb.

Lazaretts wurden geschaffen, die sich umgehend mit erkrankten Menschen füllten. Die Stadtverwaltung vereinbarte, täglich eine Suppe an die Bürger zu verteilen, die durch den Stillstand ohne Arbeit geblieben waren. Die Leute waren verzweifelt und es gelang den Behörden bald darauf nicht mehr, die Proteste der Bevölkerung zu unterbinden. Auf den Kundgebungen vor dem Rathaus hört man die Menschen schreien: „Wir haben Hunger! Wir wollen Brot! ” Auf den Rambles wurde Strohpuppen verbrannt wurde und man versuchte, in die Häuser der reichen Leute einzudringen. Diese machte man für die Umstände verantwortlich, unter denen viele ärmere Bürger leiden mussten.

Gelbfieber-Epidemie in Barcelona 1821
Der Arzt André Mazet behandelt an Gelbfieber erkrankte Menschen, Barcelona 1821 (Arxiu Històric de Barcelona)

Quarantäne, um die Stadt zu verlassen

In Gràcia, damals noch eine eigenständige Gemeinde, wurden das Kloster und der Palau de la Virreina zum Lazaret umfunktioniert.

Bereits Ende Oktober verbesserte sich die Situation. Daraufhin wurde die Grenze der Ausgangssperre außerhalb der Stadtmauern erweitert. Damit hatte Bevölkerung die Möglichkeit, Verwandte außerhalb Barcelonas besuchen zu gehen. Die Voraussetzung dafür war allerdings, sich zuvor 19 Tage in Quarantäne zu begeben. Dafür hatte die Stadtverwaltung verschiedene Orten eingerichtet, in denen man aber für Unterkunft und Verpflegung zahlen musste.

Der Beginn der kälteren Jahreszeit begünstigte das Ende der Epidemie. Im November ging die Zahl der Todesfälle, die in den Vormonaten mehr als fünfzig pro Tag erreichten, bereits zurück. Die Einschränkungen und die obligatorische Quarantäne wurden jedoch erst zu Weihnachten 1821 aufgehoben.

Die Zahl der Todesopfer beim Gelbfieber-Epidemie vor 200 Jahren ist sehr unterschiedlich. Laut Stadtrat starben an der Krankheit im Jahr 1821 insgesamt 8.846 Menschen, 1.232 davon in Barceloneta. Historiker sprechen hingegen von fast 20.000 in einer Stadt, in der damals rund 100.000 Menschen lebten.

Ein neuer Ausbruch

Rund 50 Jahre später, im Jahr 1870, brach das Gelbfieber erneut aus. Wieder breitete sie sich vom Hafen aus. Rund 10.000 der 15.000 Einwohner Barcelonetas flüchteten daraufhin aus dem Viertel.

Auf dem Friedhof von Poblenou befindet sich noch heute ein Denkmal, das 1823 errichtet und 1895 wieder rekonstruiert wurde. Es soll an die Opfer dieser schweren Krankheit zu erinnern, die schätzungsweise 70% aller Infizierten getötet hat.

Denkmal für Opfer der Epidemie 1821
Denkmal für die Opfer der Epidemie auf dem Friedhof von Poblenou (Foto: BarcelonAlemany.com)

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