Die Tradition des Vermuts

Tradition des Vermuts

Ob Wermut, Vermut, Vermú” oder Vermouth”, der Aperitif aus Kräutern ist beliebter denn je. Und die Tradition des Vermuts ist definitiv zurückgekehrt, um zu bleiben. 

Man findet sie sowohl in angesagten Gegenden der Großstädte, genauso wie in vielen kleinen Orten, ob stylisch und modern oder traditionell und authentisch. Die Rede ist von den Vermut-Bars, die zu einem beliebten Treffpunkt geworden sind, um in Familie oder mit Freunden einen Aperitif zu genießen.

Die Tradition des Vermuts

Ob als Vermut, Wermut, Vermú oder Vermouth angeboten, heutzutage existieren es so viele Varianten wie es auch unterschiedliche Geschmäcker gibt. Nach Jahrzehnten, in denen nicht wenigen Flaschen in den Regalen der Bars verstabten, ist der Wermut zurückgekehrt, und das mit grossem Erfolg.

Im Wesentlichen wird Vermut aus Weißwein und einer Kombination von Kräutern und anderer Pflanzen zubereitet. Diese Rezepte sind von Hersteller zu Hersteller sehr verschieden und jeder macht daraus natürlich ein großes Geheimnis. Üblicherweise serviert man den Aperitiv auf Eis, mit einer Scheibe Orange und einer Olive.

Zu einem Vermut gesellt sich, fast zwangsläufig, eine Portion Chips, Gurken, Nüsse oder Muscheln. Es gibt nichts Besseres, um an einem Sonntag vor dem Mittag den Appetit anzuregen. Oder an jedem anderen Tag. Tradition ist eben Tradition.

Viele der Vermut-Bars in Barcelona haben ihren authentischen Charme erhalten (Foto: Barcelonalemany.com)

Wer war eigentlich der Erleuchtete, der ausprobierte, Kräuter in Weißwein einzulegen? Und vor allem, wer begann damit, zum Wermut eine Kleinigkeit zu Essen zu servieren, wenn ein kleiner Hunger kommt, was im Laufe der Zeit zu einer Art Tradition wurde?
Den Namen einer bestimmten Person, können wir nicht nennen, mit Sicherheit niemanden nennen, dem man mit Sicherheit Tribut zollen kann. Davon abgesehen existieren aber wie so oft eine Menge Geschichten und Vermutungen. Und vielleicht verbirgt sich hinter der einen oder die wahre Historie.

Herkunft und Geschichte des Vermuts

Die Geschichte, die den Ursprüngen des Vermuts vielleicht am Nähesten kommt, geht weit in die Vergangenheit zurück, genauer gesagt führt sie uns zurück bis ins fünfte Jahrhundert vor Christus. Sie schreibt die Herkunft dem berühmten griechischen Arzt und Philosophen Hippokrates zu, der eigentlich nichts anderes tat, als nach einer medizinischen Kräutermischung zu suchen.

Der Überlieferung zufolge, legte der alte Grieche Wermutpflanzen und anderen Kräuter in Wein ein. Heraus kam dabei, ohne die Kräuter selbst zu verzehren, ein Getränk, das dem heutigen Wermut sehr nahekam. Aufgrund dieser Geschichte wurden im Mittelalter ähnliche Zubereitungen als “hippokratischer Wein” bezeichnet.

Doch dieser vermeintliche Ursprung, könnte vielleicht auch nur eine einfache Legende sein. Genauso wie es eine andere, ebenfalls recht weit verbreitete Theorie, die die Herkunft im alten Ägypten und im Römische Reich ansiedelt. Diese basiert nämlich auf einem Lied aus The Odyssey, welches einen Hinweis auf eine Art Wermut (zubereitet mit ägyptischen Kräutern) gibt, den die Königin Helena ihrem Ehemann Menelaos anbietet.

Passen würde diese Geschichte zu dem Brauch der alten Römer, Kräuter in Wein einzulegen. So gibt es auch aus anderen früheren Kulturen, bis ins Mittelalter und verschiedenen europäischen Klostergemeinschaften Aufzeichnungen über die Tradition des Vermuts.

Jüngere Vergangenheit

Wie auch immer es gewesen ist, ist auch der Ursprung der Tradition des Vermuts schwer festzustellen. Was man allerdings, zumindest aus der jüngeren Vergangenheit weiss, ist die Geschichte eines Herrn namens Antonio Carpano.

Es war zwar ein gewisser Jeronimo Ruscelli, der schon Anfang des 16. Jahrhunderts Vermut in seiner Heimat, dem damaligen Königreich Savoyen verkaufte. Doch gilt der Italiener Antonio Benedetto Carpano als der eigentliche Erfinder. Vermutlich, weil er es zum ersten Mal in einem bedeutenden kommerziellen Umfang tat.

Eine der unzähligen Vermut-Marken

Ab 1786 in Turin zubereitet, soll sein Produkt das Ergebnis einer Alternative zu Rotwein gewesen sein, die durch Hinzugabe von Zucker, Karamell und rund 30 verschiedenen Kräutern entstand. Carpanos Getränk hatte solch großen Erfolg, dass er seinen Laden 24 Stunden am Tag öffnete.

Vermut in Katalonien

Um die Anfänge des Vermuts in der Region Katalonien zu erkunden, kommt man um eine Reise nach Reus nicht vorbei. Dort hat Joan Tàpias, ein wahrer Experte des Themas, ein Museum erschaffen, das sogar im grossen Buch des Vermuts erwähnt wird.


EMPFEHLENSWERTE VERMUT-BARS


Der Beginn der Geschichte des Vermuts wird in der nordostspanischen Region um 1850 datiert. Das Registrieren neuer Marken war in jener Zeit keine Pflicht und alte Rechnungen über den Kauf von Kräutern können auch nicht mit Sicherheit mit der Herstellung von Vermut in Verbindung gebracht werden.

Daher lässt sich nicht mehr genau zurückverfolgen wann der erste Fabrikant Augustus Perucchi mit seiner Produktion begann. Davon abgesehen, existierten in Reus zwischen 1860 und 1910 um die 50 Vermut-Marken, was Tàpies zum Motiv nimmt, Reus als damalige katalanische „Hauptstadt“ des Vermuts zu betiteln.

Dort sind rund 4500 Ausstellungsstücke zu sehen, darunter Flyer, Werbeplakate und über 1700 Flaschen). Und selbstverständlich wird im Museum auch ein hauseigener Vermut mit 40 verschiedenen Kräutern hergestellt.

In der Neuzeit

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Martini in Barcelona präsent. Der damalige Vertreter der Marke eröffnete 1902 am Passeig de Gràcia das Torino. Keine Geringeren als die berühmten Architekten Puig i Cadafalch und Antoni Gaudí wurden mit dem Innendesign beauftragt.

Der Vermut ist wieder zum beliebten Getränk geworden

Mit den Jahren aber verlor der Aperitif an Popularität. Daran Schuld war vielleicht auch, dass Landstreicher und Leute, die recht viel Alkohol tranken in der Gesellschaft oft als Wermutbrüder bezeichnet wurden und die dadurch negativen Assoziationen zum Getränk.

Erst seit den 2000er Jahren ist die Tradition des Vermuts wortwörtlich wieder in aller Munde. Und nicht nur das, er ist zum Modegetränk geworden. Zwischen 2012 und 2016 sind weltweit sogar rund 100 neue Marken entstanden.


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