An einem Tag wie heute, wurde 1992 ein riesiges Bauprojekt abgeschlossen. Die „Rondes de Barcelona” sollten den Verkehr in der Stadt reduzieren.

BARCELONA / REDAKTION. Für die Olympischen Spiele wurden die Infrastruktur der Mittelmeermetropole umfangreich modernisiert, die das Stadtbild teilweise total veränderte. Am 24. April wurden die „Rondes de Barcelona“ eingeweiht und mit ihnen im Südosten und Nordwesten Umgehungsstraßen geschaffen, der den Durchgangsverkehr aus der Stadt leiten sollte. Das nordöstliche Autobahnkreuz „Nus de la Trinitat“, wurde zu einem der meistbefahrenen Abschnitte.

Zögerliche Umsetzung

Geplant wurden diese Arbeiten bereits in den 70er Jahren, durchgeführt allerdings erst viel später. Die damit zusammenhängenden massiven Kosten ließen die Verantwortlichen lange zögern. Doch auch die umfangreichen Veränderungen und Auswirkungen auf Stadtbild und Bewohner waren ein großes Hindernis. Mehrere Teile der höher gelegenen Stadtviertel mussten teilweise komplett abgerissen und tausende Menschen umgesiedelt werden.

Meeresseitig war die Umsetzung schwierig, da dort Bahngleise verliefen. Diese mussten erst verschwinden, um Platz für die neue Schnellstraße an der Küste zu machen. Im Zuge der Kandidatur für die Olympischen Spiele war klar, dass man auch eine überzeugende Infrastruktur präsentieren musste. Damit während dem wichtigen Sportereignis alles ordnungsgemäß funktioniert, benötigte Barcelona ein System, um den Verkehr aus der Innenstadt zu leiten.

Autobahnkreuz Trinitat
Das Autobahnkreuz “Nus de la Trinitat” (Foto: Europa Press)

Als am 17. Oktober 1987 verkündet wurde, dass man die Spiele 1992 austragen würde, wurde das Bauprojekt dann endgültig unumgänglich. Einzig und allein musste ein Weg gefunden werden, die Auswirkungen auf die Stadt und ihre Bewohner so gering wie möglich zu halten.

Zwei Rondes, zwei Projekte

Die „Ronda de dalt“ im Nordwesten der Stadt lag in der Verantwortung der Regionalregierung Generalitat. Sie plante den dortigen Abschnitt dreispurig in jede Richtung, für eine hohe Verkehrskapazität. Der südöstliche Teil fiel dagegen in die Kompetenz des spanischen Ministeriums für öffentliche Arbeiten. Grund dafür war, dass der Hafen eine direkte Zufahrt für den Güterverkehr benötigte. Andererseits wollte man aber mit allen Mitteln verhindern, dass den Einwohner Barcelonas den Zugang zu den Stränden der Stadt verlieren.

Der Bau der Rondes de Barcelona
Im Jahr der olympischen Spiele wurden die Rondes de Barcelona fertig (Foto: Arxiu de l’Ajuntament de Barcelona)

Deshalb gibt es dort auch nur zwei Fahrspuren in jede Richtung. Der an Barcelona vorbeifahrende Verkehr sollte laut den Planungen die Umfahrung im Norden nutzen. Gebaut wurden insgesamt über 50 Kilometer, wenn man zu Zufahrt zum Flughafen und der A2 miteinrechnet.

Die Rolle des Stadtrats

Der Stadtrat hatte dabei zugleich wichtige aber auch recht delikate Aufgaben. Neben vielen anderen gehörte dazu die Enteignung von unzähligen Grundstücken und die Umsiedlung der Bürger. Oftmals war es nicht einfach, die Anwohner zu überzeugen, ihre Häuser nach vielen Jahren zu verlassen. Auch hunderte Strom-, Wasser- und Gasleitungen mussten in diesem Zusammenhang neu verlegt werden. 

Vereinzelt hatten sich in den betroffenen Gegenden Nachbarschaftsverbände gegründet, die mit der Stadtverwaltung verhandelte. Die stellte sich neben anderen Vierteln auch in Nou Barris besonders schwierig heraus, wo es traditionell einen starken Zusammenhalt unter den Nachbarn gab. Zur Einigung führte letztendlich erst die Zusage der Stadtverwaltung, einen neuen Parks für die Anwohner. Dieser entstand im Inneren des „Nus de la Trinitat“.

Die Gesamtkosten der Investition betrugen seinerzeit rund 130.000 Millionen Peseten.

Eine der Grundideen der „Rondes de Barcelona“ war es, dass sie hauptsächlich den Durchgangsverkehr umleiten und nicht von lokalen Fahrzeugen genutzt werden sollte. Darin lag der große Unterschied des Projekts der Ciutat comtal zu denen in anderen Städten wie Madrid oder Paris. In anfänglichen Schätzungen rechnete man mit 90.000 Fahrzeugen pro Tag für die Umgehung an der Küste, der „Ronda Litoral“. Hingegen schätzte man das Verkehrsaufkommen auf dem bergseitigen Abschnitt „Ronda de dalt“ auf rund 140.000 Fahrzeuge. Diese Zahl hat sich bis heute knapp verdoppelt.

Die Rondes de Barcelona 2021 (Foto: BarcelonAlemany.com)

Neue Konzepte

Heutzutage sind die Rondes de Barcelona die Grenze für Fahrzeuge, die die Abgasnormen Barcelonas nicht erfüllen. Die Stadtverwaltung hat eine Zona de baixes emissions (Bereich geringer Abgaswerte) eingerichtet. In dieser darf man sich nur mit bestimmten Kraftfahrzeugen bewegen, die dieser Norm entsprechen.

Obwohl dieser Teil der Infrastruktur bis heute Bestand hat, ist es zweifellos notwendig, das System der Mobilität zu verbessern. Dabei scheint die Initiative der aktuellen Stadtverwaltung, dem Verkehr Platz wegzunehmen, die Situation allerdings eher zu verschlechtern. Auf verschiedenen Hauptverkehrsadern wurde die Anzahl der Fahrspuren reduziert. So geschah es bereits auf der Meridiana, dem Passeig de Zona Franca, der Carrer d’Aragó und der Via Laietana. Dies führt durch das Fehlen von alternativen Fortbewegungsmöglichkeiten in diesen Bereichen bisher eher zu Staus.


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